Sabrina Jung
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Totenmasken reden und schweigen
zu den „Photographers masks of death“ 2014-2016
von Sabrina Jung

Durch das Kaschieren eines flachen Fotos auf einen dreidimensionalen Gesichtskörper entstehen groteske Masken. Falten und Knicke, die sich beim aufziehen auf den Träger bilden, erinnern an Falten und Furchen in gelebten Gesichtern. Augen- und Mundpartien wirken leicht verzogen. Es scheint als ob die Portraitierten, im Moment des Todes erstarrt, dem Betrachter in die Augen blicken. Anders als klassische Totenmasken, die das Gesicht des Verstorbenen mit gleichmäßigen, ruhigen und gelösten Gesichtszügen zeigen, stellen diese Masken die Gesichter "grimassenhaft" dar.
Klassische Totenmasken und Portraitfotografien fungieren als Medien der Erinnerung und Konservierung. Totenmasken wurden erstellt, weil der Mensch mit ihnen Tod und Vergehen erfassen und etwas vom Verstorbenen erhalten wollte – das letzte Gesicht. Dieser Gedanke ist auch bei der Betrachtung von Portaitfotografien interessant. Portraitfotos überdauern das Leben des dargestellten Menschen, sofern die Abbildung nicht durch Lichteinfall gänzlich verschwindet oder das Bild auf andere Weise zerstört wird. Sie beweist die Existenz desjenigen, der auf dem Foto abgebildet ist und kann dies über dessen Tod hinaus bezeugen. Auch wenn ein Foto nur imstande ist einen Moment im Leben des Abgebildeten einzufangen, so wissen wir als Betrachter doch um die zeitliche Dimension der menschlichen Existenz und schließen diese gedanklich mit ein. Die Momentaufnahme inkludiert somit die gesamte Lebenszeit des Abgebildeten. Legt man diese Überlegung zu Grunde, so ist auch das Todesbildnis bereits in jedem Portraitfoto eingeschrieben.
Durch die Transformation der zweidimensionalen Potraitfotografien in die dreidimensionale Form der Maske wird der Portraitierte wieder "fassbar", er bekommt wieder ein plastisches Gesicht, das berührbar und berührend zugleich ist.