Sabrina Jung
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Seit 2008 beschäftigt sich die an der Folkwanghochschule ausgebildete Sabrina Jung mit dem Thema des Porträts in unterschiedlichen Bild-Reihen. Dabei verwendet sie in der Regel, wie sie selbst ausführt, keine eigenen Fotografien: „Für meine Porträt-Arbeiten habe ich bisher ausschließlich Fremdmaterial verwendet. Mich interessiert, wie Personen in Fotografien inszeniert sind. Ich arbeite mit den unterschiedlichen Darstellungsformen der Aufnahmen, die geprägt sind von der Zeit ihrer Entstehung. Dies versuche ich sichtbar zu machen, zu betonen oder zu brechen.“
Sehr anschaulich wird dieser Ansatz in der Reihe „Schöne Frauen“, wo es sich erkennbar um Collagen handelt. In ihrer Überformung eines gesellschaftlichen Ideals von Schönheit, bei der Jung auch bewusst auf Vorbilder der klassischen Moderne zurückgreift, verbindet sich die gesellschaftliche Perspektive ihrer Bilder mit einer gezielten Reflexion des Fotografischen.
Anders verhält es sich aber mit der neueren Reihe der „Totenmasken“, in denen Jung das fotografische Bild an eine mediale Grenze treibt. In den aufgezogenen, nicht zuletzt deshalb verzerrt erscheinenden Gesichtern offenbart sich eine ungewöhnliche Verbindung von Fotografie und Plastik, die ihrerseits auf eine antike Tradition anspielt, die sich insbesondere während des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute, um sich an die Verstorbenen besser erinnern zu können. Im Zeitalter der Fotografie übernahm diese natürlich die Funktion der Totenmaske; Jung verweist in ihrer ungewöhnlichen Kombination der Medien auf diese alte Wurzel des Fotografischen.

Dr. Stefan Gronert